Unser Alterspräsident: Egon Roßner

Eines der letzten Gründungsmitglieder unseres Vereines möchten wir Ihnen hier vorstellen:

Unsere lebende Legende Egon Roßner.

Der heute 92-Jährige ist seit der Vereinsgründung im Herbst 1955 bei „seinem“ Oelsnitzer Fasching aktiv dabei. Seit genau 50 Jahren hat Roßner als Elferratsmitglied des OCC alle großen und kleinen Veranstaltungen mitgemacht, alle Höhen und Tiefen erlebt.

Über Jahrzehnte hinweg sorgte der gelernte Designer eigenhändig in ehrenamtlicher Arbeit für die phantasievollen Dekorationen der seit 1969 stets unter einem anderen Motto stehenden Feierlichkeiten. „Ich habe das ganze Jahr über gemalt und dann zwei Wochen lang dekoriert“, so Roßner stolz. So entstammten beispielsweise das „Spukschloss Sperkonien“, der „Zirkus Sperkonien“ oder die ägyptische Dekoration der „Reise zu den Pharaonen“ Roßners Phantasie. Doch auch Büttenreden zählten zu den große Leidenschaften des Oelsnitzers, der mit seinen selbst verfassten Versen nur zu gerne „denen da oben“ einen Spiegel vorhielt. Roßner fiel auch die Ehre zu, die Büttenrede bei der Premierenveranstaltung des Oelsnitzer Faschings am 12. Dezember 1955 im mittlerweile abgerissenen Gewerkschaftshaus zu halten. „Wir konnten damals erst einen Monat später als geplant anfangen, weil wir mit den Vorbereitungen einfach nicht rechtzeitig fertig wurden“, amüsiert sich Roßner heute.

1958 wurde er offiziell in den Elferrat aufgenommen. Dessen Präsident war damals Schneidermeister Kurt Steinert. „Der hat die Sache mit dem Fasching in Oelsnitz erst richtig ins Rollen gebracht und viele Kostüme für uns gemacht. Später haben sich Leute wie Jürgen Pehland, Karl-Heinz Schneider, Peter Moderlak oder Peter Pantosch, um nur einige stellvertretend zu nennen, große Verdienste erworben.“

Von der Obrigkeit in der DDR wurde die Narretei zwar nicht begrüßt, aber immerhin geduldet. Zumal die Faschings-Enthusiasten zunächst offiziell der Kulturgenossenschaft des Handwerks angehörten und später als Klub der Werktätigen firmierten. Aber auch die damaligen Machthaber erkannten, dass die Narren einen äußerst beliebten Teil zum kulturellen Leben in der Sperkenstadt beitrugen und ließen sie daher gewähren. „Der Fasching war so stark und so beliebt, dass die uns nichts konnten. Aber wir hatten die Dekoration nach der Veranstaltung immer gleich wieder abzubauen, auch wenn am nächsten Abend wieder eine war. Tagsüber sollte nichts an Fasching erinnern. Und an einen Rathaussturm war nicht zu denken. Das hat erst Eva-Maria Möbius möglich gemacht, die uns immer sehr gut unterstützt hat“, denkt Roßner an so manche politische Hürde zurück.

Nachdem sich der Fasching nach internen Problemen in der Anfangsphase eine kurze Auszeit gegönnt hatte, ging es stetig voran. Die Veranstaltungen wurden immer häufiger. Ab 1977 nahm der OCC den Kinder- und Rentnerfasching ins Programm auf. Seit den 80-er Jahren werden gesellschaftliche Missstände beim Büttenabend in lustigen Reden aufs Korn genommen. Anfangs gingen die närrischen Abende abwechselnd im Geschwister-Scholl-Heim, der Vogtlandsport-halle, der Goldenen Sonne, dem Schützenhaus, dem Gewerkschaftshaus und sogar im Stadtcafé über die Bühne. Nach und nach kristallisierte sich die Vogtlandsporthalle als Heimstatt heraus. Anfangs gab es sogar zwei Faschingsumzüge. Zur Legende wurde der Umzug im Jahr 1965, bei dem ein plötzlich hereinbrechender Schneesturm die Sperken überraschte. Seit Jahrzehnten bestehen freundschaftliche Beziehungen zu den Narren in Bad Blankenburg, seit der Wende gibt es Kontakte nach Rehau. „Das hat unser langjähriger Sprecher Bernd Walther, der auch viel für den Fasching getan hat, damals eingerührt“, erinnert sich Roßner.

Nach dem 50. Geburtstag des Vereins im Jahr 2005 folgte ein großer Umbruch: Die „alte Garde“ trat fast geschlossen ab, eine neue Generation versucht nun, den Sperkenfasching mit neuem Schwung und neuen Ideen weiter am Leben zu halten. „Die jungen Leute machen ihre Sache wirklich gut. Immerhin mussten sie ja ohne Erfahrungen praktisch bei Null anfangen“, lobt der Oldie seine Nachfolger. „Mal sehen, ob die jetzt auch 50 Jahre durchhalten“, lacht Roßner.

Ihm selbst hat sein Engagement mittlerweile die höchste deutsche Faschingsauszeichnung eingebracht. Voriges Jahr wurde der Veteran mit dem Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval in Gold mit Brillanten geehrt.

Nicht zu vergessen: Egon Roßner ist auch so etwas wie das Gedächtnis seines Vereins: In einem fast schon mannshohen Stapel von Bildmappen hat der Rentner 52 Jahre Oelsnitzer Faschingsgeschichte anhand von selbst gemachten Fotos, Zeitungsausschnitten oder Eintrittskarten akribisch dokumentiert. 29 Bände umfasst Roßners selbst gebastelte Faschings-Bibliothek inzwischen. „Die wird weitergeführt, so lange es nur geht. Und ich latsche zum Fasching, so lange mich meine Füße noch tragen“, betont Roßner, der trotz eines vor zehn Jahren erlittenen Schlaganfalls einfach nicht von seiner großen Leidenschaft lassen will.

von Thomas Gräf

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