Die Geschichte des Oelsnitzer Karnevals

Die Geburtsstunde des Oelsnitzer Faschings schlug im Jahr 1955. Doch die historische, erste Faschingsveranstaltung des Oelsnitzer Carnevalsclubs konnte erst mit einmonatiger Verspätung starten. Da die Räumlichkeiten nicht rechtzeitig fertig geworden waren, ging die Premierenveranstaltung erst am 12. Dezember 1955 im heute nicht mehr existierenden Gewerkschaftshaus am Marktplatz über die Bühne. Die Pioniere des Sperken-Faschings stammten hauptsächlich aus Handwerkerkreisen. Daher hatte sich der erste Elferrat im November 1955 auch im Haus des Handwerks gegründet. Erster Präsident war Schneidermeister Kurt Steinert. Als erstes Prinzenpaar gingen Hansi Wolf und Gisela Peeg in die Geschichte ein. Von der damaligen kommunistischen Obrigkeit in der Nachkriegs-DDR wurde die Narretei zwar nicht wirklich begrüßt, aber immerhin geduldet. Zumal die Faschings-Enthusiasten zunächst offiziell der Kulturgenossenschaft des Handwerks angehörten und später als Klub der Werktätigen firmierten. Aber auch die damaligen Machthaber erkannten, dass die Narren einen großen und äußerst beliebten Teil zum kulturellen Leben in der Sperkenstadt beitrugen und ließen sie daher gewähren.

Nachdem sich der Fasching nach internen Problemen in der Anfangsphase eine kurze Auszeit gegönnt hatte, ging es stetig voran. Die Veranstaltungen wurden immer häufiger. Ab 1977 nahm der OCC den Kinder- und Rentnerfasching ins Programm auf. Seit den 80-er Jahren werden gesellschaftliche Missstände beim Büttenabend in lustigen Reden aufs Korn genommen. Anfangs gingen die närrischen Abende abwechselnd im Geschwister-Scholl-Heim, der Vogtlandsporthalle, der Goldenen Sonne, dem Schützenhaus oder dem Gewerkschaftshaus über die Bühne. Nach und nach kristallisierte sich die Vogtlandsporthalle als Heimstatt heraus. Anfangs gab es sogar einige Faschingsumzüge. Zur Legende wurde der Umzug im Jahr 1965, bei dem ein plötzlich hereinbrechender Schneesturm die Sperken überraschte. Doch die Umzüge mussten auf Weisung von „Oben“ eingestellt werden, da sie mehr Publikum als die behördlich organisierten Mai-Demonstrationen auf den Plan riefen.

Seit 1969 („Interhotel Sperkonien“) steht jede Saison unter einem bestimmten Motto. Als Höhepunkte gelten hier die Kampagnen „Zirkus Sperkonien“ (1972), „Piratenschiff Sperkonia“ (1984) oder „Die Reise zu den Pharaonen“ (1995). Auch die alle zehn Jahre durchgeführten Jubiläumsveranstaltungen nehmen einen besonderen Platz in der Historie des OCC ein. Nach dem 50. Geburtstag des Vereins im Jahr 2005 folgte ein großer Umbruch: Die verdienstvolle „alte Garde“ trat ab, eine neue Generation versucht, den Sperkenfasching mit neuem Schwung und neuen Ideen weiter am Leben zu halten.

von Thomas Gräf

bisherige  Mottos (1955 bis 1995)

bisherige  Mottos (1996 bis 2023)

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